Name und Wappen
Die schriftliche Überlieferung bekundet uns 853 nach Christus erstmals von menschlicher Besiedlung in den Grenzen des heutigen Frauenfelds. Erwähnt wurde in jenem Jahre das Dorf „Erichinga“ (Erchingen), das ist der althochdeutsche Name für die jetzigen Quartiere Kurzdorf und Langdorf. Dorfkirche der kleinen Ortschaft war die heutige Kapelle St. Lauerntius in Oberkirch.
Fast 400 Jahre später (1246) erschien urkundlich zum erstenmal der Name Frauenfeld. Auf dieser Hochfläche, die nach Westen steil in die Thurebene und nach Süden in einem felsigen Absturz zur Murg abfällt und die wohl jendes „Feld“ darstellt, welches der Name Frauenfeld bezeichnet, stand, wahrscheinlich bereits während Jahrzehnten vor der Gründung der Stadt, ganz im Grünen, eine Marienkapelle. Frauenfeld war also wohl zunächst eine Flurbezeichnung, entstanden aus dem Patrozinium der Mutter Gottes: „Unserer lieben Frauen Feld“. Auf diesem „Feld“, auf einem Rechteck von 250 x 250 Meter wurde ab zirka 1230 oder 1240 planmässig die Stadt an der Murg aufgebaut. Als Stadtgründer kommen Harzmann IV. von Kyburg als Schirmvogt und Abt Konrad vom Kloster Reichenau als Grundherr in Frage. Nach dem Tode Hartmanns erbte das Haus Habsburg alle kyburgischen Besitze in der Ostschweiz, also auch Frauenfeld. Bald nach Erbauung von Burg und Stadt diente das 1326 in einer päpstlichen Urkunde erwähnte Marienkirchlein als Schlosskapelle. Möglicherweise schon lange vor 1500 wurde es seiner sakralen Bestimmung entfremdet. Scheinbar schützte gerade ihre Profanierung die Kapelle vor Umbauten, denn erst 1838 wurde sie abgebrochen. Die Herkunft der Begriffe „Frau“ und „Feld“ geriet bald, wahrscheinlich schon Jahrzehnte nach der gründung der Stadt in Vergessenheit. Das 1286 erstmals erschienene Stadtsiegel weist jedenfalls eher auf die bekannte Tatsache, das im Mittelalter bei der Annahme solcher Wahrzeichen allzu oft willkürlich verafhren wurde, als dass es eine andere Bedeutung des Namens zuliesse. Die Frau im alten Siegel der Stadt ähnelt nicht der Gottesmutter. Der Löwe symbolisiert die habsburgische Herrschaft. Die Farben des Stadtwappens sind die der Reichenau, rot und weiss. AUs dem 16. Jahrhundert ist uns eine Gründungssage überliefert. Sie findet sich in Stumpfs Schweizerchronik von 1548 sowie auf zwei Stadtscheiben von 1543 und 1553. Offenbar bemühten sich diese Darstellungen Name und Wappen der Stadt nachträglich zu interpretieren. Stumpf berichtet, die Stadt sei von einer Gräfin von Kyburg erbaut worden, welche sich mit einem Angehörigen des niederen Adels vermählte. Durch diese unstandesgemässe Heirat erzürnte sie ihre Verwandten. Zum Schutz gegen ihr Widerschaer habe sie die Stadt dem Abt von Reichenau übergeben und dann von ihm wieder als Lehen empfangen. Diese Sage steht jedoch im Widerspruch zu den historisch belegten Verhältnissen zwischen Kyburg und Reichenau.
Mittelalter und frühe Neuzeit
In der Stiftungsurkunde für die Kirche St. Niklaus vom 10. Oktober 1286 wird Frauenfeld zum erstenmal als Stadt bezeichnet. In derselben Urkunde wird auch das Schloss erstmals erwähnt. Fast 200 Jahre wurde diese Burg von der Familie Hofmeister bewohnt. Unter den österreichischen Herzögen bekleideten die Hofmeisters wichtige Ämter. Das Haus Habsburg war im 14. und 15. Jahrhundert immer wieder in Kriege gegen die Eidgenossenschaft verwickelt. Jeder wehrfähige Frauenfelder war verpflichtet mit Österreichs Heer ins Feld zu ziehen. In der Schlacht bei Näfels, vor genau 600 Jahren (1388), erlitt die Stadt an der Murg besonders schwere Verluste. Nur wenige kehrten damals nach Hause zurück. Im Zuge des ALten Zürichkrieges belagerten die Frauenfelder im Jahre 1445 unter dem österreichischen Ritter Hans von Rechberg zusammen mit Kriegsvolk aus Winterthur und Diessenhofen viermal vergeblich die Stadt Wil. Innerschweizerische und toggenburgische Truppen versuchten im September desselben Jahres erfolgslos Frauenfeld einzunehmen. Sie plünderten und sengten jedoch schonungslos die Umgebung, namentlich Kurzdorf und Langdorf. Die Frauenfelder rückten deshalb dem feind nach, erlitten jedoch bei Wigoltingen eine schwere Niederlage. Nur 15 Jahre danach endete die habsburgische Herrschaft. Im Auftrage des Papstes eroberten die Eidgenossen im September 1460 den Thurgau. Sie beliessen jedoch Frauenfeld die noch von den Habsburgern garantierten Freiheitsrechte, die denjenigen einer freien Reichsstadt nahekamen. Das Schloss wurde 1534 zum Sitz der eidgenössischen Landvögte, welche jeweils für zwei Jahre den Thurgau regierten und danach wieder in ihre Heimat zurückkehrten. Nach 1520 drang von Zürich und Konstanz her der Geist der Reformation in den Thurgau ein. Frauenfeld wurde 1529 die Messe in allen Kirchen und Kapellen abgeschafft. Doch die Ideen der Reformation stiessen in der Eidgenossenschaft auf Widerspruch und führten schliesslich zum Bürgerkrieg. Durch die Niederlage der reformierten Kantone am Gubel (1531) und die Gegenreformation nach dem Konzil von Triest (1545 – 1563) erstarkte der alte Glaube in Frauenfeld und dem ganzen übrigen Thurgau wieder. Um 1700 betrug in der Stadt an der Murg der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung zirka 30 Prozent.
Das 18. Jahrhundert
Im Jahre 1742 wurde Frauenfeld definitiv Sitz der eidgenössischen Tagsatzung, nachdem während 30 Jahren der Versammlungsort unregelmässig zwischen Baden ud Frauenfeld wechselte. Bis zum Zusammenbruch der alten Schweiz (1798) fanden diese Sessionen jährlich, üblicherweise im Sommer, im Rathaus statt und dauerten normalerweise etwa drei Wochen. Vergleichbar mit der Brandkatastrophe in Kufstein vom Jahre 1703 wurde Frauenfeld im selben Jahrhundert zweimal in zeitlichem Abstand von nur 17 Jahren von einer ungeheuren feuersbrunst heimgesucht. Im ersten Grossbrand am 19. Juli 1771 sanken 65 Häuser in Asche. Die Hälfte der Stadt nördlich der Kirchgasse wurde vernichtet. Das zweite Grossfeuer am 24. Oktober 1788 zerstörte die südliche Hälfte, die 17 Jahre zuvor verschont blieb. Auch das Rathaus fiel dem rasenden Element zum Opfer. 34 Häuser brannten nieder. In dem Rechteck zwischen Bahnhofplatz und Kirchgasse wurden alle Häuser eingeäschert; einzig die Reihe vom Schloss zum Holdertor und von da zur evangelischen Kirch entging dem Verderben. In den Jahren 1791 bis 1793 wurde das Rathaus an neuem (heutigen) Standort wieder aufgebaut. Aber nurnoch wenige eidgenössische Tagsatzungen fanden in diesem neuen Rathaus statt. Denn schon während dieses prächige klassizistische Bauwerk in der „kleinen Stadt im grünen Land“ der Vollendung entgegenging, wurde die Weltstadt Paris vom blutigen Terror der Jakobiner erschüttert. Französische Truppen besetzten 1798 die Schweiz. Die alte Eidgenossenschaft brach zusammen. An ihre Stelle trat unter dem Einfluss des revolutionären Frankreichs die „Helvetische Republik“. Dieses kurzlebige, von Napoleon abhängige Staatsgebiet wurde bald Kriegsschauplatz. Österreichische und russische Heere kämpften gegen französisch-helvetische Truppen. Eine der Schlachten fand bei Frauenfeld statt. Am 25. Mai 1799 traten in Frauenfeld-Huben österreich-ungarische und französisch-helvetische Armeen aufeinander. In diesen heftigen Kämpfen fiel der helvetische General Johannes Weber. Wohl eine der schlimmsten Drangsale in seiner Geschichte erlebte Frauenfeld im Sommer des darauffolgenden Jahres 1800. Der kleinen Stadt an der Murg wurden unerträgliche Lasten des Krieges aufgebürdet. Vom 1. Mai bis 17. Juli zählte man 30’051 Einquartierungen für Mannschaftem und 4’559 Pferde. Als die Stadt weitere Lieferungen an Futtermittel verweigerte, erzwang eine helvetische Kompanie die Hergabe auch noch der letzten Vorräte.
Die neueste Zeit
Nach der napoleonischen zeit begann auch im Thurgau das Zeitalter des „Fortschritts“. Am 15. Mai 1855 dampfte auf der Thurtallinie (Winterthur – Frauenfeld – Romashorn) zum erstenmal ein Eisenbahnzug durch den grünen Kanton. Zehn Jahre später wurde in der thurgauischen Kapitale der Artilleriewaffenplatz eröffnet. Am 1. September 1887 nahm die Frauenfeld – Wil – Bahn ihren Betrieb auf. Seit 1907 erstrahlt auch Frauenfeld nächtlich in elektrischem Licht. Im Jahre 1919 vereinigte sich die Stadt mit den Aussengemeinden Kurzdorf, Langdorf, Herten, Horgenbach und Huben. Nach dieser Vereinigung zählte Frauenfeld zirka 9’000 Einwohner (1920). Auch in der Stadt an der Murg setzte nach 1945 eine stürmische Entwicklung ein. Heute erreicht die Einwohnerzahl nahezu 20’000. Glücklicherweise konnte Frauenfeld jedoch das Gesicht einer „Kleinen Stadt im grünen Land“ wahren. Als grosse Aufgabe der Zukunft stellt sich der Bau eines neuen Bahnhofs. Gemäss dem Projekt „Bahnhof 2000“ soll die Station Frauenfeld zur regionalen Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs ausgebaut werden – unabdingbare Voraussetzung für eine baldige Einführung des Halbstundentaktes auf der Thrutallinie.
Die menschlich wertvollste Entwicklung in der jüngsten Geschichte der „Kleinen Stadt im grünen Land“ ist jedoch die Freundschaft zur „Perle Tirols“. Diese Partnerschaft erreicht im Jubiläumsjahr Kufsteins einen neuen Höhepunkt. Mögen diese Bande noch enger werden und über die Landesgrenze hinweg neue, herzöiche, zwischenmenschliche Beziehungen begründen. Die Geschichte dieser Freundschaft begannen vor 42 Jahren. Doch schon vor 50 Jahren brachen über Österreich jene Ereignisse ein, die zu den traurigen Voraussetzungen dieser Begegnung zweier so weit voneinander entfernten Städte wurden.
1988 „Die Städtefreundschaft Kufstein-Frauenfeld“